Publikation:
Glaubwürdigkeit – Das Wesentliche wirken lassen bis es wirkt
OSC, Springer Fachmedien Wiesbaden Jan. 2017
Credibility_Creating-Credibility-Through-the-Essential
authorized translation
Interview:
„Coaching im Angesicht der Krise – eine Annäherung an den Wesentlichkeitskanon©“
Schauspiegel, Ausgabe 14, Frühjahr 2023, Seiten-29-30
Wirken lassen – ein Gespräch
Ca:stmag III, 2018
Der Andersonigste Film, den Anderson je gedreht hat
Interview zu Grand Budapest Hotel, moviepilot, 06.03.2014
Artikel:
Schätze heben Für die erste Hauptabendserie der neuen Bundesländer, „Familie Dr. Kleist“, nahm die Produktionsgesellschaft Polyphon einen Schauspielcoach für Kinder und Jugendliche unter Vertrag, da ihre Arbeit der Serie und den jungen Hauptdarstellern enorm nützt. Heike Hanold-Lynch ist nicht etwa eine Ersatzmutter für Marie Seiser und David Bode, obwohl sich beide natürlich jederzeit bei ihr ausweinen dürfen. Vielmehr begleitet sie die talentierten Laiendarsteller aufmerksam und mit viel Einfühlungsvermögen bei ihren ersten Schritten vor der Kamera: „Ich bereite die Kinder so auf ihre Rollen vor, dass sie nicht nur problemlos und zeitsparend funktionieren, sondern die fiktiven Situationen und Beziehungen altersgemäß genau verstehen, um authentisch und glaubwürdig zu spielen, handwerkliche Grundlagen erlernen und trotzdem noch richtig viel Spaß bei dem oftmals stressigen Job haben. Es ist so wichtig, dass gutes oder sehr gutes Spiel, wenn es stattfindet, wahrgenommen und ehrlich gelobt wird! Es ist ebenfalls wichtig, dass Kinder verstehen, dass sie, obwohl sie als Darsteller von allen Seiten die meiste Aufmerksamkeit bekommen, Teil eines großen Teams sind. Bei mir lernen sie, altersgemäß Verantwortung für ihr Verhalten und Talent zu übernehmen. Meinen Schützlingen sind Starallüren fremd, stattdessen entwickeln sie ein gesundes geerdetes Selbstbewusstsein, das auf ihren wirklichen Fähigkeiten und Leistungen beruht.“ Für eine solche Arbeit muss man geschaffen sein. Heike Hanold-Lynch sagt: „Ich glaube, entweder man hat ein feines echtes Gespür für Menschen und Situationen oder man hat es nicht. Vielleicht entwickelte es sich bei mir, weil ich in einer Familie aufwuchs, in der kaum gelacht und gesprochen wurde. Seit ich denken kann hatte ich eine starke Sehnsucht nach Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit. Fragen wie: Was denkt der? Warum schweigt sie? Was ist hier wirklich los? haben mich von klein auf beschäftigt und sicher auch geprägt. Mit Sechzehn ging Heike Hanold-Lynch von zu Hause weg, finanzierte selbst ihr Abitur, verliebte sich in einen japanischen Maler, ging mit ihm 1984 nach New York. Sie war 21: „Ich fand New York vorher gar nicht so toll, aber ich dachte: Die Stadt ist riesig. Wenn ich will, werde ich hier meinen Platz finden.“ Sie machte eine Ausbildung am renommierten Neighborhood Playhouse, spielte Theater, besuchte zwei Semester Schauspielführung für Regisseure an der Columbia Universität und fand, zurück in Deutschland, diesen für sie maßgeschneiderten Job. Heike Hanold-Lvnch manipuliert nicht. Sie beobachtet, erkennt Talente, Schwächen, Stärken, sie motiviert, rät, hilft, fördert und kann sich selbst dabei komplett zurücknehmen, auch gegenüber den Regisseuren, deren Arbeit sie am Set oft unterstützt und ergänzt. Ein Beispiel aus dem Eisenacher Drehplan: Marie Seiser, im Film Kleists Tochter Lisa, spielt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Liebesszene. Ihr Partner ist Martin Goeres. In der Rolle heißt er Gregor. Am Abend vor dem Drehtermin begegnen sich Marie und Martin zum ersten Mal. Am nächsten Morgen sollen sie eng aneinander geschmiegt in einem Boot liegen und sich streicheln, küssen und bedenken, ob sie hier ihr erstes Mal wagen… Das ist schwer, nicht nur für zwei Siebzehnjährige – und auch wenn sie Talent haben! Heike Hanold-Lynch hat sich am Abend zuvor mit den Beiden getroffen, um behutsam mit ihnen die Szene vorzubereiten: „Ich half Marie und Martin, eine tiefe Vertrautheit herzustellen, echten Kontakt zu machen, ohne Angst und Zeitdruck und ohne dem Anderen zu nahe zu kommen. Natürlich haben wir auch Technisches abgesprochen, aber eine spürbare gemeinsame Wellenlänge entsteht nur durch die Hingabe an den Augenblick. Auch nach der perfektesten Vorbereitung: Der Moment ist alles was wir haben.“ Heike Hanold-Lynch lacht. Am nächsten Morgen, nach der Stellprobe für die Szene am Boot, ist Vera Löbner, eine sehr erfahrene Regisseurin, hochzufrieden: „Es gibt nur wenige professionelle Schauspieler. die eine so intensive Szene in dieser Zärtlichkeit und Präsenz aushalten können.“ Marie und Martin sind erleichtert.
Coaching für die Traumfabrik
Gerhard Haase-Hindenberg in Welt-online 04.03.2006